top of page
  • Schulsozialdienst

Gipsy hat Ferien und fragt sich warum

Ein Beitrag von Nadine Breuss – Schulsozialarbeiterin und selbständige Reittherapeutin

Seit Mitte März ist (fast) alles irgendwie anders. Für die grossen und die kleinen Menschen. Auch zu uns auf den Pferdehof darf seither niemand mehr kommen. Das bemerkten die Pferde ganz bald – allen voran der neugierige Gipsy, der mich nach der ersten Woche des Lockdowns etwas schüchtern fragte: «Du, wieso kommen eigentlich keine Kinder mehr zu uns? Mögen sie uns Pferde nicht mehr oder habe ich etwas falsch gemacht?» Ich antwortete ihm: «Aber nein, Gipsy. Das liegt weder an Dir noch an den anderen Pferden. Auch nicht an den Menschen. Der Grund dafür ist ein Virus, das viele Menschen krank gemacht hat. Und damit nicht noch mehr Menschen krank werden, bleiben alle zuhause, die das können. Auch die Schulen sind geschlossen. Und das wird nun leider auch für eine Weile so bleiben.» Gipsy guckte mich besorgt und mit grossen Augen an und überschüttete mich mit gaaaaaaaaanz vielen Fragen, weil er sich gleich Gedanken um die vielen jungen Menschen gemacht hat, die jetzt nicht in die Schule gehen und auch sonst nicht viel unternehmen können.

Wir haben uns dann gemeinsam überlegt, dass es toll wäre, die Fragen über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schulsozialdienstes von den Kindern und Jugendlichen selber beantworten zu lassen und die Rückmeldungen dann hier auf dem Blog für alle zu teilen. So bekommt Gipsy Antworten – aber vor allem auch alle Leserinnen und Leser unseres Blogs die Möglichkeit, Erfahrungen und Ideen zu teilen.


Gipsy stellte vier Fragen an die Schülerinnen und Schüler – hier sind ihre Antworten:


Was vermisst Du am meisten aus dem Schulalltag?

  • die Schulkameraden und Schulkolleginnen

  • das gemeinsame Lösen von Aufgaben

  • die Lehrpersonen und ihren «Live»-Unterricht

  • den Sportunterricht und gemeinsame Pausen

Wie bleibst Du in dieser Zeit mit Deinen Freundinnen und Freunden in Kontakt?

  • «Wir telefonieren und chatten viel.» (Zum Beispiel über «houseparty», «whatsapp» oder «skype»)

  • «Manchmal treffe ich mich mit einem Freund oder einer Freundin draussen – wir müssen dann aber Abstand halten.»

  • «Ich habe keine persönlichen Kontakte. Aber über das Telefon und den PC können wir gut miteinander Kontakt halten.»

Was war bisher Dein tollstes Erlebnis in der Corona-Zeit?

  • «Ich kann viel mehr Zeit mit der Familie verbringen. Das freut mich sehr. Wir spielen viel gemeinsam (Brett- und Kartenspiele) und machen manchmal kleine Fahrradausflüge oder Spaziergänge.»

  • «Ich kann momentan viel Zeit mit meinem Gotti verbringen. Das ist toll.»

  • «Mein tollstes Erlebnis war, als ich im Auto sass und ich meinen Grossvater wohlauf im Garten sah.»

  • «Als ich im Radio hörte, dass es weniger Ansteckungen gibt und nicht mehr so viele sterben müssen.»

  • «Meine Eltern haben mir ein Geschenk im Internet bestellt. Das war wie Weihnachten unter dem Jahr.»


Hast Du Tipps und Tricks gegen Langeweile auf Lager?

  • «Kochen oder Backen – das macht wirklich Spass!»

  • «Räumt Eure Zimmer auf! – Vielleicht findet Ihr Sachen, die Ihr schon lange sucht oder die Ihr schon vergessen habt.» 😉

  • «Ich bastle und spiele viel.»

  • «Vielleicht fängst Du an, ein Tagebuch zu schreiben oder entdeckst Freude am Fotografieren!?»

  • «Ich empfehle Euch, viel Zeit mit Eurer Familie zu verbringen, die Zeit gut zu nutzen und nicht nur Netflix gucken.»


Vor allem die letzte Frage lag und liegt Gipsy sehr am Herzen. Denn er mag Langeweile gar nicht gern. Er hat jetzt während der Corona-Zeit viel weniger zu tun, da ja niemand zu uns kommen darf. Daher hat er in dieser Zeit auch schon einiges Neues gelernt – und allerlei Schabernack getrieben. So hat er zum Beispiel gelernt, wie er die Schiebeschlösser des Auslaufs mit dem Maul selber öffnen kann und wie man als Pferd durch Zäune klettert, um an das saftige Gras zu kommen, das so lecker schmeckt.


Seitdem Gipsy weiss, dass niemand ausser dem Virus selbst schuld ist an dieser so anderen Situation, nimmt er es sehr viel gelassener. Er weiss jetzt, wie wichtig es ist, dass die Menschen gut auf sich und einander aufpassen. Also vertreibt er sich die Zeit mit Wettrennen und Spasskämpfen mit seinem Kumpel Moritz – oder hält mich und die Stallbesitzer mit anderen verrückten Gipsy-Aktionen auf Trab. 😊


Ich sende Euch im Auftrag vom Lausbub Gipsy ganz liebe Grüsse! Haltet die Ohren steif und bleibt gesund!


Bilder: Nadine Breuss

bottom of page