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Einfach nur raus ...

Ein Beitrag von Nathalie Sigg – Schulsozialdienst.ch und Mama zweier Kinder


Um 07.20 Uhr werde ich durch meine Tochter geweckt, welche mir ihr Delfinstofftier ins Gesicht drückt. Dieses haben wir von den Italienferien im letzten Sommer mitgebracht. Es ist nicht besonders hübsch, eins von vielen Stofftieren eben, welches man an den Autobahnraststätten kaufen kann. Wir konnten den Einkauf immerhin etwas steuern und sie von den ganz hässlichen Exemplaren ablenken. Die Gedanken an diese Zeit lassen in dem Moment etwas Wehmut aufkommen und ein beklemmendes Gefühl was in Italien, in der Welt, ja auch bei uns in der Schweiz geschieht. Das Coronathema ist nun – bämm – schon beim Aufstehen wieder da. Toll, was für ein Start …


Nach dem Morgenessen versuche ich, meinen Kindergartensohn zu animieren, seine Hausaufgaben zu machen. In den ersten Tagen war er top motiviert, glaubte sich wie ein echter Schüler zu fühlen und nun läuft es schon etwas harzig. Je nach Aufgabe macht es ihm Spass, dann wiederum wird es zum Kampf. Im mache mir meinen zweiten Kaffee und versuche ruhig zu bleiben. Ich erkläre ihm, dass er die Hausaufgaben hinter sich hat, wenn er sich jetzt schon dransetzt und wir dann auch schon früh rauskönnen. «Ich will aber jetzt schon raus und sie erst vor dem Schlafen machen. Das ist meine beste Zeit…». Ich wusste gar nicht, dass Sechsjährige noch so kreischen können …

Gut, wir haben es nach 30 Minuten geschafft und packen ein Picknick ein. Das kommt immer an und überzeugt dann auch meine Tochter in den Wald zu gehen. Der Weg ist für sie trotz ihren drei Jahren manchmal eine Qual und so ist das Picknick ein schönes Ziel. Kaum sind wir losgegangen, fängt das Nörgeln ihrerseits an: «Ist es noch weit? Wo ist der Wald?». Er ist schon von der Haustür aus in Sichtweite, ich schnaufe wie ein Tier und versuche dann noch schlaue Argumente anzubringen. Innerlich fluche ich bereits, meine Stimmung schwankt nun auch auf meinen Sohn rüber und es pflaumt ihn an, dass wir so gar nicht vorwärtskommen.

Wir treffen Menschen aus der gleichen Quartierstrasse an. «Jaa, Menschen, so ein Glück!». Ich freue mich, halte mit zwei Metern Abstand einen kleinen Schwatz. Meine Kinder sind beeindruckt ab der Disziplinhaftigkeit der beiden Schulkinder, welche neben der Mutter stehen. Sie waren schon im Wald – mussten für die Schule Hausaufgaben draussen erledigen – und sind immer noch gut drauf. Ich nehme dieses positive Gefühl gleich mit und wir schaffen den Weg bis zum Wald. Kaum angekommen, gibt es das Picknick. «Ja, wir haben erst gegessen…», aber dafür ist ja meine Tochter mitgekommen.




Frisch gestärkt und inspiriert durch die angenehme Waldluft, lassen wir unserer Kreativität freien Lauf. Das Basteln des Waldbildes macht uns allen drei viel Freude. Mit grossem Eifer sind sie dabei, erkunden den Wald mit den Steinen, Ästen, Blättern, Blüten und Tannenzapfen. Sie wühlen im Dreck und spielen zusammen. Für ein Moment ist es richtig friedlich, ich atme durch, tanke auf und ich glaube, dass wir in diesem Moment für einen kurzen Augenblick sogar zufrieden sind.


Titelbild: Wolfang Eckert von Pixabay

Waldbild: Nathalie Sigg

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